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Schlaf und plötzlicher Kindstod -
mögliche Zusammenhänge
Das Sudden Infant Death Syndrom (SIDS) ist auch
bekannt als plötzlicher, unerwarteter Kindstod
oder Krippentod. Ein gesundes Kind wird ins Bett gelegt
und scheinbar ohne Grund später tot aufgefunden.
Meist sind Babys im Alter von eins bis sechs Monaten
betroffen. Man vermutet, dass ein Kind, das am
plötzlichen Kindstod gestorben ist, nicht in der
Lage gewesen ist, seine Atmung während des Schlafs
zu kontrollieren.
Bei der Atmung wird lebenserhaltender Sauerstoff
aufgenommen und das Abfallprodukt Kohlendioxid ausgeschieden.
Chemorezeptoren bemerken dabei, wenn der Sauerstoffgehalt im
Körper zu stark absinkt und melden dem Gehirn, wenn eine
raschere Atmung erforderlich ist, um den Sauerstoffgehalt wieder
anzuheben. Während des Wachseins wird die Atmung
zusätzlich durch willentliche Mechanismen reguliert.
Schläft man ein, erfolgt die Regulierung der Atmung
ausschließlich automatisch durch die Chemorezeptoren.
In den ersten Lebensmonaten eines Babys sind diese
automatischen Mechanismen nocht nicht vollständig
entwickelt und ausgereift. Sein Atmungsmuster ist
unregelmäßig: die Atmung setzt hin und wieder
für einen Zeitraum von zehn bis fünfzehn Sekunden
aus. Diesen Zeitraum nennt man Apnoe (= Atemstillstand).
Manchmal wird die Atmung nicht mehr aufgenommen, und so wird
das Kind zu einem Opfer des plötzlichen Kindstodes.
Untersuchungen haben ergeben, dass möglicherweise die
Chemorezeptoren Sauerstoffmangel zu spät meldeten, oder
die Kinder bei Atemstillstand nicht mehr aufwachen.
Auf der Basis von Schlafuntersuchungen stellte man die
Hypothese auf, dass der REM-Schlaf (= aktiver Schlaf) durch
Stimulierung von Atmung und Herzfrequenz vor SIDS schützt.
Neugeborene sind dadurch, dass sie sich fast
ausschließlich im REM-Schlaf befinden, vor dem Risiko,
an SIDS zu sterben, geschützt. Im zweiten bis dritten
Lebensmonat steigt der Anteil von Tiefschlafphasen, und damit
das Sterberisiko. Mit etwa sechs Monaten sind die
Mechanismen zur Regulierung der Atmung ausgereift.
Man sollte also keinen Druck auf das Baby ausüben,
durchzuschlafen, bevor es nicht reif dafür ist.
Gemeinsames Schlafen - mögliche Senkung des
Risikos
Der Kinderarzt William Sears vermutet in seinem Buch
"Schlafen und Wachen",
dass man das Risiko für ein Baby, an plötzlichem Kindstod
zu sterben, verringern kann, indem man gemeinsam mit dem Kind
schläft. Auch die Professorin für Anthropologie und
Ernährungswissenschaften
Dr. Katherine A. Dettwyler
schildert in einem Artikel über das Durchschlafen
die Gefahr für ein Baby, in einer Tiefschlafphase das
Atmen zu unterbrechen und nicht mehr aufzunehmen. Liegt jedoch
die Mutter neben dem Kind, stimuliert sie durch Berührung
das Baby und erinnert es durch ihre eigenen Atemzüge und
Bewegungen daran, weiterzuatmen.
William Sears nimmt außerdem an, dass auch
nächtliches Stillen das SIDS-Risiko mindern kann. Durch
das Saugen wird der Sauerstoffgehalt im Blut verbessert, und
das Kind befindet sich vermehrt im REM-Schlaf.
Nächtliche Berührung und häufiges Stillen
scheinen sich positiv auf Wachstum und Entwicklung des Kindes
auszuwirken. So ist es möglich, dass bei einer besseren
Gesamtentwicklung auch Herz und Lunge schneller ausreifen.
Die Nähe zu dem Kind ermöglicht es den Eltern
außerdem, Warnsignale schneller wahrzunehmen und
darauf zu reagieren.
 
Weitere Empfehlungen zur Verminderung des Risikos
Leider konnten bisher keine konkreten Ursachen für den
plötzlichen Kindstod gefunden werden. Es ist jedoch
möglich, die Gefahr für SIDS zu reduzieren, wenn
folgende Risikofaktoren vermieden werden:
Es sollte weder während der Schwangerschaft noch nach der
Geburt geraucht werden.
Das Baby sollte, wenn möglich, gestillt werden.
Schlafen sollte das Baby auf der Seite oder auf dem Rücken,
aber keinesfalls auf dem Bauch. Die Rückenlage wird derzeit
als die zu bevorzugende Schlafposition dargestellt, die
diesbezüglichen Meinungen und Begründungen wechselten
allerdings in der Vergangenheit häufiger.
Überwärmung kann ein weiteres Risiko darstellen. Deshalb
wird empfohlen, das Baby nicht zu warm anzuziehen,
Baumwollkleidung zu bevorzugen und keine Mützen aufzusetzen.
Die Raumtemperatur des Schlafzimmers sollte nicht zu hoch sein.
Es wird auch von Bettnestern, zu dicken Decken und Schaffellen
abgeraten.
Auch sollte sichergestellt sein, dass das Baby im Bett nicht
eingeklemmt werden kann, Bett oder Stubenwagen nicht zu eng sind
und kein Bettzeug den Kopf des Kindes überdecken kann.
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